Sommerferien 2025
Ferienworkshop "Ich träume..." im Weinmeisterhaus, Berlin
02.09.2025 - 04.09.2025



3 Tage, 3 Workshops, 1 Thema.
In der letzten Berliner Ferienwoche konnten sich 18 Kinder im Weinmeisterhaus an drei Tagen zum Thema Träume in 3 Kunstsparten ausprobieren. Während nebenan Traumporträts gemalt und fotografiert wurden und zwei Zimmer weiter Stop-Motion- Filme über Zukunftsträume entstanden, haben wir uns aufgemacht, Traumgeschichten zu erfinden und auf Papier festzuhalten.



Zuerst aber fragten wir uns: Was sind überhaupt Träume? Träumt man wirklich jede Nacht und was ist schöner: Tag - oder Nachtträume? Es gab eine Menge Redestoff - und eine Menge spannende, skurrile und lustige tatsächlich geträumte Träume. Da kamen Katzenbabys an kleinen Fallschirmen von oben geschwebt, ein Kind fand sich in seinem Traum in eine Spielzeugfigur verwandelt in einem Greifautomaten wieder und geflogen wurde natürlich auch. Als von einem leckeren Eis berichtet wurde, das nach dem Aufwachen zum Bedauern der Eben-noch-Träumenden weg war, führte uns das zu der berühmten Frage des ebenso berühmten Schriftstellers Pablo Neruda: Wohin gehen die geträumten Dinge?
Vielleicht in ein besonderes Land jenseits der Wolken oder jenseits des Ozeans, überlegte ein Mädchen und stellte sich sofort die nächste Frage: Wie sieht es dort aus? "Pflanzen, dort gibt es besondere Pflanzen!" Eine Idee gab der nächsten die Hand, der Anfang einer Geschichte war geboren. Sogar ein kleines Schachtel-Lexikon über die Flora dieses besonderen Landes wurde angefertigt.
1 Thema, 3 Workshops an 3 Tagen nach dem Rotationsprinzip.
Das bedeutete für meine Mitstreiter*innen und Kolleg*innen, für die Künstlerin Franziska Boblenz und den Filmemacher Jan Wagner, und für mich, jeden Tag mit einer neuen Kindergruppe zu arbeiten. Jeder Tag war anders und fühlte sich anders an.






In meinen Workshops bringe ich stets eine bunte Palette an Ideen-Anstupsern mit. Reizwörter-Tombola à la Rodari, Bilder, Fragen, Anfangssätze und erste Strophen bis hin zu dem meist sehr beliebten "Wortsalat" stehen den Teilnehmenden zur Verfügung. Ganz unterschiedlich fanden sie in den 3 Tagen Beachtung und ganz individuell stupsten sie die Ideen an.


So fand ein Kind beim sprichwörtlichen Vorübergehen das Wort "Traumel" aus dem Gedicht "Das Traumel" von Jutta Richter so lustig und ansprechend, dass es daraus "der Trauml" machte und in die Traumgeschichte vom Kontrolleur und der Schachtel einbaute ("Kontrolleur" und "Schachtel" hatte das Kind zuvor aus der Begriffstombola gezogen): ein Sams-artiges Geschöpf, das in die Tasche vom Kontrolleur springt.
Von der Schreibwerkstatt zur Erzähl- und Geschichtenwerkstatt
Inzwischen bin ich dazu übergegangen, das Schreiben ein wenig in den Hintergrund treten zu lassen, auch wenn Papier und Stift immer noch zur Ausstattung gehören. Dem Schreiben haftet - im Empfinden vieler Kinder, so meine Erfahrung - oftmals etwas sehr Schulisches an, nicht selten verbunden mit einem gewissen Leistungsdruck. Weit entfernt der Gedanke, dass Schreiben Spaß machen und als genusshaft erlebt werden könnte. Natürlich betone ich jedes Mal wie egal im Moment des Workshops die Rechtschreibung ist. Trotzdem, bisher blieb oft eine gewisse Scheu und Hemmung. Hinzu kommt: Je jünger die Kinder sind, umso anstrengender ist das Schreiben, vor allem auch physisch.
An den 3 Tagen wurde also genauso viel gemalt wie geschrieben - und es wurde auch einfach "nur" erzählt. So tauschten sich die Kinder am 2. Tag zum Beispiel sehr emsig darüber aus, was zum Beispiel eine Gurke im Glas wohl träumen könnte. "Von den Zähnen", "von einer Blumenwiese" oder "von der Freiheit".
Da sie aber noch beim Malen und Basteln ihrer Minibücher oder am Schreiben ihrer "eigentlichen" Geschichte waren und wir nur 1 Workshoptag zusammen hatten, schnappte ich mir Filzstifte und notierte. Auf diese Weise konnten die Kinder am Ende des Workshoptags noch einmal gemeinsam ihre Ideen anschauen und bereden.

Teamwork
An Tag 3 wurde ebenfalls erzählt und insgesamt ging es mehr in Teams ans Werk. Zum Aufwärmen spielten wir das "Traum-Schnipsel"-Spiel. Hier habe ich zwei Spiele einfach zusammengemischt: das Ein-Satz-Geschichte-Spiel, das viele wahrscheinlich aus der Impro-Theater-Praxis kennen, und das "Ich-packe-meinen-Koffer-und-nehme mit..."-Spiel. Mit "In meinem Traum konnte ich plötzlich..." fing es an und hat selbst die noch müden 12jährigen zum Lachen gebracht. Damit aus der gemeinsamen Traumerzählung kein reines Aufzählen traumhafter Eigenschaften und Fähigkeiten wurde, hielt ich als Spielleiterin Handlungs-Impuls-Kärtchen bereit.
Weiter ging es mit "Wild Dreams". Lustigerweise passte der Name des Spiels zum Workshoptitel. Das Spiel habe ich in einem Video von der Stiftung Lesen gefunden. Es werden zwei Teams gebildet, Team Text und Team Bild. Die Teams bekommen jeweils ein Thema. Ich nahm dazu die "Wovon träumt..." -Tombola zur Hilfe. Team Bild zog "Teppich", Team Text "Bahnhofsuhr". Dann ging es los. 10 Minuten hatten die Teams nun Zeit den Anfang ihrer Geschichte zu Papier zu bringen, Team Text in schriftlicher Form, Team Bild als Bildergeschichte. Nach 10 Minuten wurde getauscht und die Teams mussten die jeweilige andere Geschichte weitererzählen - und dabei in ihrem Medium bleiben. Nach weiteren 10 Minuten wurde zurückgetauscht und das Ende erzählt. Entstanden sind zwei Kurzgeschichten mit beiden Elementen : Text und Bild.
Weitere Herausforderung: Im Team sich eine Geschichte ausdenken, sich absprechen und selbstständig organisieren. Jüngere Kinder werden dabei wahrscheinlich ein wenig Unterstützung brauchen.






*****
Juli 2025
Wir machen ein Hörspiel!
Im zweiten Schulhalbjahr 2025 haben die Kinder der Leseratten AG der Kronach-Grundschule Berlin nach unserer gemeinsamen Lektüre von "Crazy Family - die Hackebarts schnappen zu" von Markus Orths ein kurzes Hörstück konzipiert. Mit vollem Elan haben sie die Figuren der Familie Hackebart zum Leben erweckt und ihnen ihre Stimme geliehen. Auch die Geräuschen haben die Kinder zum größten Teil selbst "hergestellt". Reinhören lohnt sich!!
Nachdem auch die persönlichen Leseeindrücke als Audio aufgenommen wurden, drehte jedes Kind noch einen eigenen kurzen Stop-Motion-Film zu der eigenen Buchbesprechung.




*****
April 2025
Workshop zum Eltern-Kind-Wochenende vom Landesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V. Sachen-Anhalt 2025
Die Weltenrettung vor der großen Langeweile
Mission geglückt! 🥳
Im Rahmen des Eltern-Kind-Wochenendes ausgerichtet vom Landesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V. Sachsen-Anhalt konnten Friederike Brundiers ("Der Esel auf dem Dach", Lutherstadt Wittenberg) und ich uns auf 12 Kinder und ihre Ideen freuen.

So wie die Gegenstände aus dem magischen Buch der Geschichten gepurzelt sind, purzelten am 12. April neue tolle Geschichten aus den Köpfen der Kinder. Wie zum Beispiel die Geschichte von der Möhre namens Rübe und dem Papagei. Rübe hat es nicht leicht: Der Papagei versteht einfach nicht, dass Halloween längst vorbei ist. Tag für Tag steht er vor Rübes Tür und kräht "Süßes oder Saures" und jeden Tag wartet kurz darauf ein neuer Schreck auf Rübe. Wie gut, dass die Möhre Polizistin ist...



Previously... Es kann losgehen! Am 12.04.2025 versuche ich mit ein paar coolen Kids die Welt vor der großen Langeweile zu retten. Was mit dem magischen Buch der Geschichten passiert ist, wer es so ramponiert hat? Keine Ahnung! Zum Glück sind noch ein paar Sätze übrig... aber was hat es mit diesen Gegenständen auf sich? Die sind vorhin einfach aus dem Buch gepurzelt.... Wir finden es raus. In der Buchhandlung Der Esel auf dem Dach in Lutherstadt Wittenberg.






*****
Sommerferien 2024
"Die Time Traveler aus dem Wedding"
eine Schreibzeitreise im Sommer 2024 (Ferienworkshop an der MiK -Jugendkunstschule Mitte, Berlin)
Fünf Tage Zeitreise liegen hinter uns. In den Köpfen knisterten die Ideen. Gedanklich und mit dem Stift in der Hand ging es 100 Jahre in die Vergangenheit und von dort aus auf turbulente Weise zurück in unsere Gegenwart. Doch wie anders sieht unsere Welt plötzlich aus, wenn wir sie mit den Augen der aus dem Jahr 1924 zeitgereisten Alma und Martha betrachten.
Und wo ist Silvana? Noch bei Emil im Berlin der Zwanziger Jahre?
Moment, gerät dabei nicht einiges durcheinander? 2024 ist Emils Schicksal längst Geschichte; kann und darf Silvana es trotzdem ändern?
Und wer ist der unheimliche Mann, der sich an Almas Fersen heftet, jetzt wo sie zusammen mit ihrer neu gewonnenen Freundin Lena herausfinden will, was eigentlich geschehen ist. Und weiß Martha, was es mit dem "Verbund der Zeitreisenden" auf sich hat?
Spannende und zum Teil auch knifflige Fragen tauchten auf, doch auch hier gingen die Gedanken unermüdlich weiter spazieren; die Schreibenden fanden fantastische und fantasievolle Antworten.





Zu Beginn eines jeden Schreibtages "wärmten" wir uns erst einmal mit einer Runde Schreibspiele auf, denn was für alle anderen Muskeln gilt, gilt auch für den Denkmuskel. Besonders die Faltgeschichte fand großen Anklang; die absurden und sehr lustigen Texte, die dabei entstanden, wurden im Laufe der Woche gern noch ein paar Mal hervorgeholt und laut zur allgemeinen Belustigung vorgelesen.
Am Montag war dann erst einmal Brainstorming angesagt. Im Gepäck hatte ich eine Menge Bücher und Fotos. So zum Beispiel: "In einem alten Haus in Berlin", "Das Buch der Zeit", Klassenfotos von 1924, s/w sowie nachcoloriert, Erich Kästners "Pünktchen und Anton" und "Emil und die Detektive", ein Kochbuch mit Alt-Berliner Rezepten und ein Stapel Namenskärtchen. Zuvor hatte ich mich im Internet auf die Suche nach Namen-Hitlisten von 1900 bis 1920 gemacht und einige der gängigen und beliebtesten Vornamen aufgeschrieben. Namen sind eben nicht immer Schall und Rauch.
Auf weitere Kärtchen kamen Wörter und Begriffe, die vor 100 Jahren jedes Kind verstand. Aber wer weiß heute noch, was man sich unter Kledage vorstellen darf? Und wann ist etwas knorke? Statt mit der Tram fuhr man 1924 wohl meistens noch mit der Elektrischen. Ein Pferd gehörte in den 1920ern auch nicht mehr vor jede Droschke, ebenso wenig werden bei dem Ausruf Alle Wetter! die Blicke gen Himmel gewandert sein. Doch das muss man erst einmal wissen. Also wurde gerätselt, nachgeschlagen und erklärt.
Am Ende der Montags-Session kannte jede Autorin mindestens eine Figur ihrer Geschichte und die dazugehörigen Eckdaten.
Während "Martha" und "Alma" aus dem Jahr 1924 ins Jahr 2024 katapultiert werden, tritt "Silvana" die Reise auf dem Zeitstrahl in die entgegengesetzte Richtung an.
Recherche im Museum Mitte
Wie sich 2024 anfühlt, wissen alle Schreibenden auf Anhieb. Na klar. Aber wie fühlt sich 1924 an? Können wir das heute noch herausfinden, obwohl echte Zeitreisen doch eher unwahrscheinlich sind? Können wir. Jedenfalls ein bisschen.
Und so führte die Rechercheneugier uns am Dienstag ins Museum Mitte in der Pankstraße.
Mit dem Museum Mitte hatte ich im Vorfeld schon einen Besuch vereinbart, denn das Museum befindet sich in einem der ältesten erhaltenen Schulbauten Berlins. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so erzählte es uns Michael Mohr, wurde es als 32. Gemeindeschule nach einem Entwurf von Stadtbaurat Adolf Gerstenberg und Baumeister Petersen errichtet.



Eigentliches Ziel unseres Ausflugs war danach das Historische Klassenzimmer. Hier lauschten wir Herrn Mohrs Mitarbeiterin, die Wissenswertes über den damaligen Schulalltag zu berichten wusste. Wie oft der Rohrstock vor 100 Jahren noch eingesetzt wurde, daran scheiden sich offenbar die Historiker*innengeister. Die Reformpädagogik à la Pestalozzi, so Michael Mohr, sei zumindest in den großen Städten anscheinend schon seit einer ganzen Weile recht populär gewesen.

Mit Feder und Tinte bewaffnet, machten sich die Kinder ans Werk und übten sich in Sütterlin,
dann gehörte das Klassenzimmer von anno dazumal uns ganz allein.
In aller Ruhe konnte jetzt die Vergangenheit erspürt werden.
Die Schreibaufgabe war es, die Figuren sprechen und von einem ganz normalen Schultag aus ihrem Leben 1924 erzählen zu lassen.


Abschließend wanderten wir noch durch die übrigen Ausstellungsräume, wo es neben alten Fotos und Infotafeln auch Gegenstände des Alltags zu besichtigen gab, zum Beispiel einen Kohlenkasten. Der wird im Leben von Martha, Alma und Emil so alltäglich gewesen sein, dass sie ihn wohl kaum erwähnen würden.
Am Mittwoch ging es ans "Stricken". Wichtig: der rote Faden. Sich an dem entlang zu hangeln, ist nicht immer so einfach angesichts der vielen Einfälle, doch mit den richtigen Fragen gelingt es.

Die Geschichten um Alma, Martha und Co und ihre Reisen durch die Zeit wurden lebendig.
Und so fangen zwei der Geschichten an:
Ein Mädchen saß an einem Tisch vor einem komischen Ding. Ich ging hin und fragte sie, was das ist.
Sie sagte: "In welchem Jahr lebst du denn? 1924 !?"
"Ja", sagte ich und das Mädchen lachte.
"Was ist denn jetzt dieses Dings?" fragte ich.
"Das ist kein Dings, das ist ein Computer. Ach, übrigens: Ich heiße Lena."
"Aha", sagte ich. "Ich heiße Alma - und es war kein Spaß, das mit 1924."
(Anna, 10 J.)
"Achtung!" rief Julian und zog mich zur Seite, als ein Mann mittleren Alters an mir vorbeipreschte. Er stand auf einem Roller, aber anstatt mit dem Fuß Schwung zu holen, stand er mit beiden Beinen auf dem Roller. Doch der fuhr einfach wie von Geisterhand selbst. In meinem Kopf drehte sich alles, was in Gottes Namen war das? (...)
Das Café war leer, also setzten wir uns an den Tisch, der uns am nächsten stand. Julian kramte in seiner Tasche und holte ein Portemonnaie und eine komische schwarze, dünne Schachtel aus der Tasche. Dann fing er an, auf der Schachtel herum zu tippen und hielt sie anschließend über das Bild eines kleinen Quadrats, das auf die Tischplatte geklebt war."
(Emilia, 11 J.)